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Ich zeichne Idas Wolke nach

Ich małe Idas Wolke nach | Zine von Silke Müller über Hartheim und Ida Maly

Oder: was ist Hartheim

Ich habe eine Bildgeschichte illustriert und ein Zine daraus gemacht. Eigentlich im Zuge der Idas Maly Ausstellung im Lentos in Linz. Ida Maly, einer Malerin der Moderne. 
Ab 1928 war Ida Maly in Graz in einer Psychiatrie und ist in Hartheim ermordet worden.

“Ursprünglich hätte diese Arbeit ein Begleiter für die Ausstellung „Ida Maly. Zwischen den Stilen“ im Lentos Kunstmuseum werden sollen. In den Vorbesprechungen ging es jedoch immer mehr um unser Leben und Arbeiten in Linz heute.” Karin Schneider, Lentos

Ida Maly, Malerin der Moderne. Ab 1928 war Ida Maly in Graz in einer Psychiatrie. Sie hat dort sich und die anderen Patient*innen gemalt und gezeichnet. Auch die Zustände. 
13 Jahre lang.
Ida Maly

Verflechtungen, Familien und eigenes Leben


“Was bedeutet es, sich in einer Stadt und deren Umfeld zu bewegen, wo das deutschnationale Milieu Personen wie Hitler, Kaltenbrunner und Eichmann hervorbrachte? Was bedeutet es, jetzt dort zu leben, wo ein Geflecht an Vereinen, Familien und Institutionen die zivilgesellschaftlichen Träger des Nationalsozialismus waren? (…)

Wir sprachen über Verflechtungen, unserer eigenen Familien und Leben, in diese Geschichte und wie schwer es ist, darüber zu schreiben, zu zeichnen, zu verhandeln. Dieses Heft erzählt in seinen Sprüngen, Assoziationen und Auslassungen von diesen Schwierigkeiten.”
Karin Schneider, Kunstvermittlerin/Zeithistorikerin 

Doppelseite des Zines mit durchgepausten Brief

Ich habe 11 Jahre in Linz gelebt und nichts von Hartheim gewußt

Ich muss sagen, ich habe viel geweint bei dieser Arbeit. Ich kenne das schon, ich illustriere für den Augustin in Wien und habe über schon über Armut, Missbrauch, Suicid illustriert.
Empathie ist etwas sehr wertvolles für meine Illustrationen. Denn Illustrieren ist für mich wie Übersetzen, von Text zu Bild – plus meiner subjektiven Wahrnehmung.

Begonnen habe ich mit dem Text für diese Bildgeschichte. Ich schreibe auf, wie ich von Hartheim erfahren habe. Also das erzähle ich in dem 24-seitigen Zine: wie habe ich in Linz von der NS-Tötungsanstalt Schloß Hartheim erfahren.
Über 30.000 Menschen wurden dort ermordet.

Eine Buntstift-Farbpalette, Kohlepapier und Dummies aus Papier

Für diese Arbeite suche mir eine Palette von Farbstiften zusammen, die ich für das ganze Heft benutzt habe, 7 Stück. Umbra natur -raw umber (benutze ich selten, ist für diverse Hautfarben), beige rot – beige red, Chromoxidgrün – chrome oxide green (benutze ich auch, selten aber ich wußte es würde Bäume gebe) plus grau und schwarz von Bleistiften, Ausziehtusche, schwarzer Ölkreide auch. 
Ich habe Fotomaterial durchgepaust mit Kohlepapier, habe mit dem Leuchttisch gearbeitet und durchgezeichnet. Durchpausen erhält das Dokumenthafte der historischen Materialien und ist auch eine Erkenntnistechnik für mich.

Schloß Hartheim | Vernichtungsort der T4-Aktion der Nationalsozialisten

Das Schloss

Ich habe eine erste Illustration gemacht: ein historisches Foto vom Dorf mit dem Schloss darauf, ein Muster dazu, das Ida Maly auf eine Krawatte gemalt hatte. Also auf einem Portrait, dass sie gemacht hat. Ich wollte, dass ihre Motive sich in den Illustrationen wieder finden lassen.

Hartheim Ausflug

Mein Besuch vom Schloss Hartheim war von unangenehmer Aufregung begleitet, ich habe schlecht geschlafen, ich fürchtete mich auch ein bisschen, mir war irgendwie übel. Das geht anscheinen sehr vielen Menschen so und die Kunstvermittlerin erzählte, es gäbe kurz vor den Führungen sehr viel mehr Absagen als zu anderen Führungen im Kunstmuseum Lentos.
Ich wurde dort gleich ganz herzlich begrüßt und vorgestellt und ich war sehr froh über die Kunstvermittlerin Gabi Kaineder und die Klasse, mit der ich mitgehen durfte.

Bei der Führung mit der Kunstvermittlerin Gabi Kaineder

Ich fotografierte vor Ort, bei der Führung und habe auch Tonaufnahmen gemacht. Vielleicht mache ich mal ein Radiofeature darüber. Mal sehen- Ich sammle.
In Linz habe ich mich dann gleich ins Atelier gesetzt und aufgeschrieben auf, was ich erlebt habe. Ich hatte neue Fotos zum Zeichnen und ein anderes Bild von dem Ort.

DANKE

Ich bedanke mich auch ganz herzlich bei Karin Schneider, das sie mich gebeten hat diese Bildgeschichte zu machen, bei der ich soviel erfahren habe. 
Ich bedanke mich bei Gerda Modera das ich über sie erzählen und zeichnen konnte und ihre Ergänzungen und Fotos.
Ich bedanke mich bei Gabi Kaineder für die tolle Führung, den Faktencheck und die Vorschläge. Auch herzliches Danke an alle vom Lentos Kunstmuseum und Schloss Hartheim, die ihre Wertschätzung und Freude ausgedrückt haben.

Video vom ganzen Zine

Making of – Präsentation

Zum Praxissymposium „Von Friedl Dicker-Brand­eis ler­nen. Empa­thie, Kunst, Verletzlichkeit“ vom 10. bis 14.5.2022 im Lentos durfte ich die Arbeit präsentierten und die erste Auflage ist pünktlich erschienen.
Im Metho­den­la­bor: „Gemein­sa­mes Ler­nen probieren“ habe ich in einer Lecture gezeigt und erzählt, wie das Zine entstanden ist. Das war ein „Making of“ auf Fotos, Videos und Vorstellen meiner Arbeitsmethoden für die Bild­ge­schich­te „Ich zeich­ne Idas Wol­ke nach. Oder: „Was ist Hart­heim“. 
Mehr über das Symposium

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von

Silke Müller Born 1980, studied in Weimar and Wismar/DE, is an illustrator and her studio is based in Linz since 2010. Geboren 1980, Designstudium in Weimar und Wismar, arbeitet seit 2010 als Illustratorin in Linz.