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Nachtschützerin Lina flattert los

Gemeinsam gegen Lichtverschmutzung Charaterillustration von Nachtschutz Fledermaus Lina, Maskottchen „Lina – Linzer Nachtschützerin“ , Silke Müller für Umwelt, Planung, Technik der Stadt Linz

Fledermaus unterwegs gegen Lichtverschmutzung

Diese neugierige, sensible Fledermaus fliegt über Linz und schaut wo es nachts viiiiiiiiel zu hell ist. Lichtverschmutzung schadet Pflanzen, Tieren und Menschen erheblich.
60% aller Europäer:innen sieht niemals die Milchstraße, auf Grund der Lichtverschmutzung. Auch Linz liegt unter einer “Lichtglocke”, wenn es eigentlich dunkel sein sollte.
Ich habe für den Nachtschutz – zusammen mit Projektleiter Alfred Moser und Doris Sinwel – einen Character ausgedacht und illustriert.

“Fledermäuse sind wichtige Indikatoren für ein funktionierendes Ökosystem. Mit Lina soll der Blick für die Schönheit der Nacht geschärft und der respektvolle Umgang mit Licht gefördert werden.” Alfred Moser

Komm mit auf die dunkel Seite der Nacht!

Weniger, aber dafür besseres Licht!

Oberösterreich ist das erste Bundesland mit einem Gesetz gegen Lichtverschmutzung und damit Vorreiterin.
Das städtische Umweltressort engagiert sich bereits seit mehreren Jahren intensiv mit verschiedenen Maßnahmen für die Reduzierung von Lichtverschmutzung im Stadtgebiet (sicherheitsrelevante Beleuchtung ist dabei selbstverständlich nicht betroffen).
Mit der Vorstellung des neuen Maskottchens “Lina – die Linzer Nachtschützerin” erhält diese Umweltinitiative ein sichtbares Symbol. 

Skyline Linz bei Nacht mit Milchstraße ,  Gemeinsam gegen Lichtverschmutzung Charaterillustration von Nachtschutz Fledermaus Lina, Maskottchen „Lina – Linzer Nachtschützerin“ , Silke Müller für Umwelt, Planung, Technik der Stadt Linz
Schön wärs: die Milchstraße über Linz sehen können | Illustration: Silke Müller

Der Schatten, der die Nacht durchflattert

Am Beginn dieser Character-Entwicklung stand die Recherche über nachtaktive Lebewesen, insbesondere der Arten in Oberösterreich. Mehr als 60% aller Lebewesen sind nämlich nachtaktiv. Tiere weichen außerdem auch Menschen aus, indem sie vermehrt in der Nacht leben.

Sie werden durch zunehmende, künstliche Beleuchtung in ihren nächtlichen Aktivitäten gestört (Bestäubung, Fortpflanzung, Futtersuche).
Sie werden durch das Licht geblendet, verdrängt, abgelenkt, irritiert. Es kommt zu Verhaltensänderungen, Verschiebungen von Räuber-Beute-Beziehungen und Dezimierungen von Lebensräumen und/oder Beständen.
Für unzählige Insekten wird Licht zur tödlichen Falle, sie fliegen bis zur Erschöpfung in Lichtkegeln herum. (Da fliegt dann oft eine Fledermaus rein, das ist wie Buffet für sie.)

Ausstattung für den Beleuchtungscheck: Luxmeter, Polaroidkamera, Sonnenbrille gegen fieses Licht | Illustration: Silke Müller

Linzer Nachteulen

Welche Nachtaktiven Tiere gibt es denn so in Linz? In der Stadt gibt es unter anderen Arten den Waldkauz, den Igel, das Wiener Nachtpfauenauge – das heißt eben so – in den Donauauen und über 20 Fledermausarten.
Wußtest du, dass es eine MOPSfledermaus gibt? (hier ist ein PDF mit allen Arten)

Nachdem ich diese Vielfalt der Fledermäuse entdeckt habe war klar, ich illustriere auf jeden Fall eine von ihnen. Der Name der fliegenden Säugetiere „Fledermaus“ leitet sich von „Flattermaus“ ab. Cute!
Ihren Sternen-Flügeln sieht man noch an, das ich auch viele Nachtfalter gezeichnet hab. Ein Ausschnitt der Milchstraße ist in den Innenseiten der Flügeln von Lina, der Linzer Nachtschützerin, zu sehen.

Hö was sieht die Nachtmaus da? Eine abgeschirmte Leuchte mit warmen, Licht ohne Blauanteil, die ausgeht wenn keine*r da ist????

Fledermäuse sind Betroffene von Lichtverschmutzung. Lichtscheue Fledermausarten meiden beleuchtete Bereiche und verlieren dadurch ihre Lebensräume.
Dauerhafte Lichtquellen verkleinern ihre Jagdgebiete, und sie finden weniger Nahrung. Oder es ist ganz zu hell und sie fliegen nicht aus ihren Verstecken raus.
Fledermäuse sind die “Kanarienvögel der Kohlmienen” für den Zustand der Dunkelheit des Nachts.

V.l.: Illustratorin Silke Müller, Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder, Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger und Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder, DI Alfred Moser, Abteilungsleiter Gewerbe- und Sicherheitstechnik im Geschäftsbereich PTU und Projektleiter Lichtverschmutzung, Autorin Lisa-Viktoria Niederberger | Foto: Stadt Linz

Klimastadträtin Mag.Eva Schobesberger und Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder haben Lina am 3. Juni 2025 vorgestellt

„Mit Lina bekommt unsere Initiative gegen Lichtverschmutzung in Linz ein sympathisches Gesicht. Sie ist nicht nur ein liebenswertes Maskottchen, sondern steht für eine tiefere Botschaft: Lichtverschmutzung betrifft uns alle – Menschen, Tiere, die Natur insgesamt.

Wir möchten die Bevölkerung motivieren, bewusster mit künstlichem Licht umzugehen.
Unser gemeinsames Ziel muss sein: Weniger aber dafür besseres Licht! Ich bedanke mich bei allen, die unsere Initiative unterstützen“, betont Klimastadträtin Mag.Eva Schobesberger.

Samtdunkel, weich und hängt kopfüber

Einer der lustigsten Teile dieses Projektes war es, die Fledermaus von 2D zu 3D Leben zu erwecken. Ich habe ein flauschiges Maskottchen genäht und muss sagen: beim Nähen von nachtblauen Samt brauche ich LED-Ringleuchte mit Lupe! Warmweiß natürlich.

Für das Schnittmuster habe ich eine Illustration halbiert um dann einen symmetrischen Schnitt zu spiegeln. Der Stoff ist ein ganz toller Baumwollsamt, die Flügel sind mit Vlieseline gefüttert und an der Spitze mit einem Magnet versehen. Sie kann die Flügel zusammenhalten und auch die lustigen Füße sind so gemacht, dass maus sie daran aufhängen kann. (Macht sie ja zum Schlafen.)

Weil ich, als das Gesicht schon aufgenäht war und mit Textilfarbe die Gesichtszüge aufgemalt waren, bei Bügeln einen Flügel verbrannt habe, habe ich sie mit in den Stoffladen auf der Landstraße genommen um neuen Samt zu kaufen. Verkäuferin war sofort in love mit der Fledermaus. Wie Alle, die sie im Entstehen gesehen haben. Und das freut mich riesig!!
Es ist einfach eine Süßmaus!

Macht auf euren Balkons und bei euch im Garten also ihr zur Liebe Nachts die LED-Lichter aus oder besorgt mal Bewegungsmelder für die Beleuchtung, statt durch zu strahlern.

work in progress

Möchtet ihr sehen, wie das Illustrieren des Characters begonnen hat?
Ich habe dazu eine Collage gemacht. Rechts seht ihr eine digitales moodboard mit Farben und Falterskizzen. Das war mein erster Schritt nach dem Briefing zu diesem Projekt.

Ich habe dann mit Tuschezeichnungen gestartet, in der Küche vom HolzHaus sitzend in einem Gespräch über DRAWcula (keep in mind for Halloween).
Viele Blätter mit der Vorstellung von Fledermäusen gefüllt. Und im Auswahlprozesss ist es eine Form geworden, die im Original nur 3cm groß ist. Seht ihr links unten auf der Collage. Diese Fledermaus habe ich dann digital nachgezeichnet und dazu ein Milchstraße mit 9904 Punkten. (Hat 2 Stunden gedauert.) Davon seht ihr einen Ausschnitt in Linas Flügel und den ganzen Himmel hinter der Stadtsilouette von Linz/Urfahr.

©silkemueller

In allerbester Begleitung

So toll: zur Pressekonferenz ist auch die Linzer Autorin Lisa-Viktoria Niederberger eingeladen worden. Sie hat nämlich 2 Bücher über die Dunkelheit geschrieben.
Das Kinderbuch „Helle Sterne, dunkle Nacht“ und gerade eben erschienen „Dunkelheit. Ein Plädoyer“. In beiden Büchern beschäftigt sich Lisa mit dem Thema Lichtverschmutzung.
Das Kinderbuch „Helle Sterne, dunkle Nacht“ begleitet das Mädchen Maya und eine Fledermaus auf ihrem nächtlichen Weg durch die beleuchtete Stadt und bei ihrer Suche nach dem Sternenhimmel. 

Mit „Dunkelheit“ begibt sich Lisa-Viktoria Niederberger auf eine literarische Spurensuche nach Ambivalenzen und Kontinuitäten rund um das Dunkle.
Ein Plädoyer für die Rückkehr zu finsteren Nächten. So fragt Niederberger: Wie kann ein Leben aussehen, in dem wir der Dunkelheit wieder mehr Raum erlauben? Sie beschäftigt sich mit Dunkelheit und Machtverhältnissen, mit verborgenen Klassenunterschieden, Patriarchatskritik, mit dem Himmel und den Sternen als Kulturgut, mit Naturschutz, Arbeitsschutz, feministischen und politischen Fragestellungen.

Lisa-Viktoria Niederberger, geboren 1988, lebt als Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin in Linz. Ihr Schreiben geht oft Zusammenhängen, feinen Verbindungen und feministischen Fragestellungen nach und scheut sich nicht, nach Schönheit auch an den allerdunkelsten Orten zu suchen. Ihre Prosa wurde u. a. mit dem Kunstförderpreis der Stadt Linz, dem Theodor-Körner-Förderpreis und dem Exil-Literaturpreis ausgezeichnet. 

Mehr lesen über das Projekt „Lina – Linzer Nachtschützerin“
https://www.linz.at/medienservice/2025/202506_131494.php