Augustin, Editorial, Gesellschaftspolitik, Illustration

«Einer davon war mein Vater»

“Wenn ich diesen Anzug jetzt anziehe, gibt es keinen Weg zurück. Dann stirbt mein Papi. Dann stirbt er, dann passiert es wirklich.”

In der Wiener Augustin Boulevardzeitung erscheint eine Reportage über den Verlust eines Familienmitgliedes durch Covid. Über 9.400 Menschen sind in Österreich bisher an Covid-19 gestorben. Einer davon ist der Vater von Erin Brennan. Zwischen Statistiken, Zahlen und Maßnahmen muss sich die Tochter Platz zum Trauern schaffen.

“Erin Brennan ist eine von vielen, die sich in den letzten Monaten von ihren Liebsten verabschieden mussten. Viele mussten es im Schutzanzug auf der Intensivstation tun, ohne davor die Möglichkeit zu haben, am Krankenbett zu wachen, die letzten Tage des Lebens zu begleiten, den geliebten Menschen nicht alleine zu lassen. Im Dezember 2020 starb ihr Vater, Thomas Brennan, mit 72 Jahren in der Intensivstation im Krankenhaus in Floridsdorf an COVID-19.” augustin.or.at/einer-davon-war-mein-vater

Bei der Arbeit weinen

Wie ist das wenn man einen Auftrag bekommt, der so nah ist, weil der eigene Vater auch vor wenigen Monaten gestorben ist?
Schön und schlimm, kann ich jetzt sagen.
Mein Vater ist im Herbst 2020 gestorben, nicht an Covid19, aber auch beatmet mit Luftröhrenschnitt, mit Herz-Lungen-Maschine, mit Magensonde und Koma. Mit multiplem Organversagen am Ende. Ich habe, wie alle die Angehörige auf Kranken- oder Intensivstationen haben, gelitten unter den Restriktionen, ihn nur sehr selten über 8 Wochen Krankenhaus besuchen zu dürfen. Manchmal war es auch erleichternd nicht soviel auf den ICU sein zu müssen. Es tut nämlich unendlich weh.

MNS,  Boulevardzeitung Augustin, Illustration: Silke Müller
Beerdigung unter Corona-Maßnahmen

Für die Illustration des Artikels habe ich alle Fotos von der Beerdigung, die ich im Friedwald auf Rügen organisiert habe für meinen Papa, durchgeschaut. Auch alle Fotos von den letzten Jahren in verschiedensten Krankenhäusern. Ich hab mir die Augen ausgeweint und dann gezeichnet.

Bevor ich Anfang des letzten Sommer zu meinem Papa gefahren bin, hab ich 5 Masken genäht. Rosa, Leo, rot, blau, eine schwarz mit Stickmuster. Falls Beerdigung. Beerdigung war im Herbst. Hab morgens die Maske in die Manteltasche gesteckt, konnte nicht weinen an dem Tag.

Text: Katharina Brunner Redaktion: Lisa Bolyos
augustin.or.at