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My artwork – my choice & solidarity

Silke sitzt im Atelier vor einer Wand mit Plakaten, sehr bunt. Sie hält die Ausgabe des Woman Magazins vor ihr Gesicht. Ein Artikel über sie ist darin zu sehen mit 1 Illustration und einem Foto.

Als mich Andrea Wipplinger vom WOMAN-Magazin gefragt hat, ob ich über meine Arbeit als feministische Illustratorin erzählen mag, hab ich mich sehr gefreut.
Andrea hat mir Fragen geschickt und ich bin damit in den Winterhafen geradelt, saß in der Sonne und habe die Antworten meinem Handy diktiert.

Ich werde mit 4 anderen Illustratorinnen kurz vorgestellt mit einer Illustration. Eine Ehre, ich bin in so wunderbarer Gesellschaft. Ich verlinke diese tollen Kolleginnen am Ende dieses Artikels.

Im Magazin ist natürlich nicht ewig Platz und ich war seeeehr ausführlich, aber hier im Blog kann ich ja die ganzen Antworten mit euch teilen. Die Fragen hat mir Andrea geschickt, sie ist Redakteurin für WOMAN.

Warum bist du Illustratorin geworden?

Ich zeichne schon immer und seit ich mich erinnere, wollte ich einen Beruf, in dem ich malen und zeichnen kann. Wenn mich als Kind Erwachsene gefragt haben was ich werden will: Malerin. Ich habe mir also meinen Kindheitswunsch in einem angewandten Rahmen erfüllt – ich empfinde das als großes Glück.
Zeichnungen machen ist für mich: beobachten, Welt erfassen, Sprache, Dokumentation und – aktivistisch gesprochen – ein politisches Tool. Und natürlich mein Einkommen.

Welche Motive zeichnest du am liebsten?
Die verändern sich ständig, mit den Themen die mich gerade interessieren.

Hast du bestimmte Uhrzeiten zu denen du arbeitest? 
Ich arbeite tagsüber, bin eher Lerche als Eule.

Links sind digital gezeichnete Skribbles und Mitte-rechts seht ihr Acryl, Buntstift, Ausziehtusche-Bilder.

Kannst du deine Technik kurz erklären?


Ich arbeite analog auf Papier und digital am iPad oder Photoshop.

Analoge Werkzeuge sind schwarze Tusche, Pinsel, weiche Bleistifte und ölige Buntstifte. Außerdem Kohlepapier zum Durchpausen von Fotos. Manchmal auch Acryl, je nachdem worauf ich Lust habe.

Digital zeichne ich im Moment sehr viel und zwar mit Procreate. Da benutze ich sehr ähnliche Stifte und Pinsel wie ich sie auch als analoge Werkzeuge habe. Ich arbeite häufig mit Referenzfotos, die ich fotografiere oder online suche. Es ist häufig Mix aus Abzeichnungen und imaginierten Bildern.

Wenn ich einen Text illustriere, schreibe ich mir während des Lesens die Bilder auf, die mir in den Kopf kommen. Davon suche ich dann die beste Idee aus und mache eine Illustration daraus.
Wenn ich Editorial-Illustrationen mache ist das entweder eine Übersetzung des Textes in ein Bild oder die Illu fügt den Text meine subjektive Interpretation hinzu.

Womit zeichnest du am liebsten? 
In meinem Skizzenbuch am liebsten mit einem japanischen Tuschestift und Polychromos Buntstiften. Am ipad am liebsten mit einem selbstgemachtem digitalen Bleistift.

strajk kobiet | polish women strike | Illustration: Silke Müller |
Stay out of my uterus · my body my choice | Strajk Kobiet | Illustration: Silke Müller

Wie drückt sich Feminismus in deiner Arbeit aus? 

Auf den ersten Blick spiegeln das die Organisationen und Projekte wieder, für die ich arbeite, schnell wieder.
Ich habe viele Illustrationen für die Boulevardzeitung Augustin gemacht, für das Bündnis Feminismus & Krawall, für Beatrice Frasls wunderbaren „Große Töchter“ Podcast, für das Wiener und Linzer Frauenbüro und aktuell habe ich eine Ausstellung für SToP – Stadtteile gegen Partnergewalt gestaltet.

Not every feminism is the same feminism – darum sag ich auch mal wo ich mich zu so Hause fühle: im Queerfeministischen und für Intersektionaltität kämpfenden Feminismus und in feministischer Popkultur. (Missy-Leserin einfach.)
Mit den sozialen, gesellschaftspolitischen Themen dieser Bewegungen solidarisiere ich mich mit meinen Illustrationen. Ich illustriere z.B. über gender pay gaps, Männergewalt, psychische Erkrankungen, Armut, Abtreibung oder Regretting Motherhood.
Ich arbeite hauptsächlich für soziale, feministische oder kulturelle Projekte.

Mir ist Bildpolitik wichtig: wer wird wie und wo und in welcher Größe dargestellt und welche Machtpositionen spiegelt das wieder? Wer wird nicht gezeigt?
Das sind Fragen, die mich beim Bilderschaffen beschäftigen.
Ich bin da in einen ständigen Entwicklungs- und Lernprozess, ich habe immer weiter zu lernen.

Wo und wie holst du dir Inspiration?

Stilistisch komme ich aus einer ganz großartigen, ostdeutschen Kinderbuch- und Plakatkultur. Ich bin ja 1980 in der DDR geboren und wir hatten unglaublich viele Kinderbücher. Zum Beispiel mit Illustrationen von Werner Klemke. Und Klemkes Illustrationen kamen eh regelmäßig mit dem Magazin-Abo zu uns. (Heute macht die großartige Kat Menschik die Cover.)
Also daher kommt die Liebe zu schwarzer Tusche und starken Linien.
Ich habe beim Plakatkünstler Wolf-Dieter Pfennig studiert, durch dessen Arbeitsweisen bin ich geprägt. Und ich bin damit stilistisch in einer Traditionslinie mit W.D. Pfennig und dessen Lehrer Volker Pfüller. Deren Male Gaze auf Frauen teile ich nicht, aber die Pinsel und Stifte teilen wir, sag ich mal so.

Meine künstlerischen Held:innen sind Anke Feuchtenberger, Käthe Kollwitz, Gabriele Münther, Auguste Kronheim, Maria Lassnig, Sophie Calle, Cornelia Schleime, Jorinde Voigt, ATAK – Georg Barber, Daniel Richter und ganz neu: Christina Quarles.

Die Kunst von anderen schätze ich total, ich schaue mir sehr sehr gern illustrierte Bücher und Graphic Novells an und ich besuche Ausstellungen. Vielen Illustrator:innen folge ich bei Instagram. Außerdem habe/hatte ich herausragende Atelierkolleginnen: die Malerinnen Franziska King, Julia Croton und Dana Rausch, deren Arbeiten oft echt Ansporn für mich sind, künstlerisch mehr auszubrechen.

Ich erzähle gerne Bildgeschichten, die Ideen für Comics kommen aus meinem Leben.

Ich bin aber auch eine leidenschaftliche Leserin, Radio- und Musikhörerin. Eine große Inspiration und sehr empowernd war ein Konzertbesuch bei den Petrol Girls, oder das „Piqué Dame“ Album von Ester Poly. Musikalisch bin ich Punk-sozialisiert, ich trag aber die “Uniform” nicht mehr, wie Denice Bourbon es mal sehr charmant in der KAPU gesagt hat.

Wie alt bist du?
Ich bin letztes Wochenende 43 geworden.

Silke sitzt im Atelier vor einer Wand mit Plakaten, sehr bunt. Sie hält die Ausgabe des Woman Magazins vor ihr Gesicht. Ein Artikel über sie ist darin zu sehen mit 1 Illustration und einem Foto.
Gegen Klischees · Artikel über Illustratorinnen in WOMAN #16 · Redakteurin: Andrea Wipplinger-Penz

Gegen alle Klischees

„Zeichnen bedeutet ist für mich beobachten, die Welt erfassen, Sprache, Dokumentation und ist zugleich ein politisches Tool“, sagt die Künstlerin. Sie erzähle gerne Bildgeschichten, „die Ideen für die Comics kommen aus meinem Erleben“. Silke, die hauptsächlich für soziale, feministische oder kulturelle Projekte arbeitet, kann sich durch ihre Illus am besten mit den gesellschaftspolitischen Themen unterschiedlichster Bewegungen, ausdrücken und zugleich solidarisieren: „Ich illustriere zum Beispiel Gender Pay Gaps, Männergewalt, psychische Erkrankungen, Armut, Abtreibung oder Regretting Motherhood.“ Bildpolitik as its best!” WOMAN-Magazin

Das Portraitfoto zu diesem Artikel hat Petra Moser vor einiger Zeit für eine Radio-FRO Fotoserie von mir gemacht hat. Ich liebe es sehr. Ihr könnt Petra für Portraits und Veranstaltungsfotografie buchen. Sie macht urgute Theaterfotos, schaut mal auf ihre Website. Petra Moser Photography

Weitere Illustratorinnen aus dem WOMAN-Artikel, vorgestellt von Redakteurin Andrea Wipplinger-Penz:
http://www.bertavallo.com
http://saraandreasson.se
http://www.laurabreiling.de
http://www.bijoukarman.com