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Der vierte Ton – Comic für eine Bruckner Antonologie

„Das Auto jedenfalls ist jetzt gerade eine ganz kleine Kirche, mit beschlagenen Scheiben…“ Vorm Netto.

Wie nähert man sich einen Musiker, der schon eeewig tot ist? Am Besten mit den Ohren.
Diese Jahr ist in Linz das @antonbruckner2024 Jahr, keine:r kommt in Linz dran vorbei.
Ich durfte einen Comic für eine Anthologie vom Atelierhaus Salzamt machen und habe natürlich viel Bruckner beim Zeichnen gehört. Mein Comic erzählt einen Anfang, nämlich das Kennenlernen eines Musikers – und auch ein Ende.

Das Leuchtschild strahlt über den Parkplatz.
Regnet auch. Lichter in den Regentropfen auf der Scheibe. Ich warte.

Ich habe keinen Schimmer vom Komponisten Anton Bruckner und suche den Top-Track im Streaming. Ich finde „Os Justi“.

Ein Chor singt, Soprane, wie, als wenn man mit einer feuchten Fingerkuppe über den Glasrand fährt. Schön. Bässe später.

Als wenn ein Nebel einzieht und über dem Boden schwebt. Hoher Raum. Wie kann ich nicht an eine Kirche denken jetzt?
Gleich hinter dem Supermarkt steht seit über 700 Jahren die Dorfkirche aus Backsteinen. Riecht drinnen nach Schimmel.

Keine Ahnung, ob da jemals was vom Bruckner 
auf der Orgel gespielt oder im Chor gesungen wurde. Das ist mir nicht bekannt.

Das Auto ist jedenfalls jetzt gerade eine ganz kleine Kirche, mit beschlagenen Scheiben, hält sie Andacht. Schmerzhaft-schön, lydisch. In F-Dur ohne b. (Da weiß ich das gar nicht.) 
Nachher essen wir Pommes „mit Schranke“ in dem Haus, wo du schon lange nicht mehr bist.

Eröffnung und Anthologie-Release Sa 16. März 2024

Aus Anlass des 200-Jahre-Jubiläums des Komponisten Anton Bruckner gibt das Salzamt ein Heft mit einem Text von Austrofred und 32 Comic Artists und Illustrator*innen heraus – großteils ehemalige Artists in Residence und Menschen, die mit dem Salzamt in Ausstellungen zusammengearbeitet haben.

Die Artists in Residence Vania Santi aus Italien mit einem Mural zu Bruckner und Vinz Schwarzbauers Graphic Novel Mäander zusammen mit dem Schweizer Verlag Edition Moderne im neuen Lesebereich OBERSTÜBCHEN.

Sa 16. März 2024
Eröffnung 15:00

Fr 22. März 2024
Music & Drink & Draw
18:00

Live DJs, Vania Santi, Vinz Schwarzbauer, Jay Wright,
Jack Taylor, Potato Publishing und ihr!

Atelierhaus Salzamt
Obere Donaulände 15,
4020Linz

Sounddrawing “Os justi”

Text im Comic:
Das Leuchtschild strahlt über den Parkplatz.
Regnet auch. Lichter in den Regentropfen auf der Scheibe. Ich warte.

Ich habe keinen Schimmer vom Komponisten Anton Bruckner und suche den Top-Track im Streaming. Ich finde „Os Justi“.

Ein Chor singt, Soprane, wie, als wenn man mit einer feuchten Fingerkuppe über den Glasrand fährt. Schön. Bässe später.

Als wenn ein Nebel einzieht und über dem Boden schwebt. Hoher Raum. Wie kann ich nicht an eine Kirche denken jetzt?

Gleich hinter dem Supermarkt steht seit über 700 Jahren die Dorfkirche aus Backsteinen. Riecht drinnen nach Schimmel.

Keine Ahnung, ob da jemals was vom Bruckner 
auf der Orgel gespielt oder im Chor gesungen wurde. Das ist mir nicht bekannt.

Das Auto ist jedenfalls jetzt gerade eine ganz kleine Kirche, mit beschlagenen Scheiben, hält sie Andacht. Schmerzhaft-schön, lydisch. In F-Dur ohne b. (Da weiß ich das gar nicht.) 
Nachher essen wir Pommes „mit Schranke“ in dem Haus, wo du schon lange nicht mehr bist.

Der vierte Ton – Lydische Musik

Lydisch, das ist eine mittelalterliche Kirchentonart, wo es sich um den 4. Ton in der Tonleiter dreht. in dieser Tonart ist “Ot justi” komponiert.

“Eine herkömmliche Durtonleiter klingt fast genauso: f – g – a – b – c – d – e – f. Tatsächlich unterscheidet sich das Lydische vom Dur nur durch ein kleines, aber wesentliches Detail. Es ist der vierte Ton. In F- Dur ist er ein b; in F-Lydisch aber ein h.
Anders als im Dur bildet dieser vierte Ton im Lydischen zum Grundton keine reine Quarte, sondern eine übermäßige – einen Tritonus; ein Intervall, das in der mittelalterlichen Musiktheorie “Diabolus in Musica” genannt wurde, “Teufel in der Musik”.”
www.br-klassik.de/