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Tage der seelischen Gesundheit | Ausstellung in Schweriner Schaufenstern 10.–31.10.2023

Tage der seelischen Gesundheit 2023 in Schwerin, 10.10. - 15-10.2023 mit dem Thema „Alles außer gewöhnlich“ | Grafik Karen Obenauf


„Alles außer gewöhnlich“ 

Im Rahmen der „Tage der Seelischen Gesundheit“ werden Arbeiten von Comic-Zeichner*innen und Illustrator*innen zum Thema „Alles außer gewöhnlich“ gezeigt. Von mir ist die Bildgeschichte “Ich zeichne Idas Wolke nach” dabei.
Die künstlerischen Arbeiten werden in lokalen Schaufenstern der Altstadt vom 10.10.2023 – 31.10.2023 in Schwerin ausgestellt.

“Ich zeichne Idas Wolke nach” ist als Zine erschienen. Hier bestellen.

10. Oktober – Welttag der Seelischen Gesundheit

“Das Projekt „Tage der seelischen Gesundheit in Schwerin“ soll jährlich rund um den Welttag der Seelischen Gesundheit eine Plattform bieten, um über psychische Erkrankungen und die damit verbundene Stigmatisierung sowie über Hilfsangebote im Bereich seelische Gesundheit aufzuklären.

Durch Veranstaltungen wie Ausstellungen, Tage der offenen Tür oder Fachvorträge sollen Fachinformationen zugänglich gemacht und ein Erfahrungsaustausch zwischen der Öffentlichkeit, Betroffenen, Angehörigen und Interessierten ermöglicht werden.

Ziel ist es, ein möglichst breit gefächertes Angebot in den Schweriner Stadtteilen zu schaffen, das für alle Bürger*innen zugänglich sein soll (barrierefrei, kostenloser Eintritt etc.)
(…) Es gibt Lesungen, Diskussionsrunden, Bewegungsangebote, Filme, Theater, Musik und Ausstellungen. Alle Sinne und Emotionen werden angesprochen.” Freiraum eV

An den Rändern der Stadt

Wenn ich über das Tabu um psychische Erkrankungen nachdenke, möchte ich über die Geschichte der Psychiatrie, über deren Machtstrukturen und Ideologien reden. 
Denn das andauernde Stigmatisieren ist unlösbar von der Zeitgeschichte.

Wer hat bestimmt was pathologisch war?
Wer wurde als krank kategorisiert und stigmatisiert?
Wer hatte keine Stimme?

Diagnosen haben sich in der Geschichte verändert: Hysterie als „weibliches“ Krankheitsbild gibt es heute zum Beispiel nicht mehr. Aber bis 1990 wurde Homosexualität von der WHO als Erkrankung kategorisiert. Die Liebe zum gleichen Geschlecht galt als „abnormal“ und „geisteskrank.“ 1
Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie sind in Zusammenhang mit den herrschenden Systemen zu betrachten. Auch dem Heutigen.

Wie hieß die Schweriner psychiatrischen Klinik auf dem Sachsenberg 1830 bei ihrer Gründung: Irren-Heilanstalt.2
Wie wurde die Institution in Hartheim genannt? Idioten-und Kretinenanstalt.

Wo sind am häufigsten psychiatrische Kliniken gebaut worden?
Weit weg vom öffentlichen Blick: an den Stadträndern.3

Postkarte | “Herzlichen Dank für die gültige Spende von … zu Gunsten der Idioten- und Kretinen-Anstalt Hartheim bei Alkoven.” | Foto: Silke Müller

Hartheim, 20 km von der Stadt Linz entfernt

In „Ich zeichne Idas Wolke nach“ berichte ich von Hartheim, einem Ort außerhalb der österreichischen Stadt Linz und der Künstlerin Ida Maly, die dort ermordet wurde.
Diese Arbeit ist zusammen mit der Kunstvermittlerin und Zeithistorikerin Karin Schneider des Lentos Kunstmuseums Linz entstanden.

„Was bedeutet es, sich in einer Stadt und deren Umfeld zu bewegen, wo das deutschnationale Milieu Personen wie Hitler, Kaltenbrunner und Eichmann hervorbrachte? Was bedeutet es, jetzt dort zu leben, wo ein Geflecht an Vereinen, Familien und Institutionen die zivilgesellschaftlichen Träger des Nationalsozialismus waren? (…) wie wenig das alles benannt wird im sichtbaren Gedächtnis der Stadt und wie sehr es doch spürbar, immer gegenwärtig ist.“ Karin Schneider

Schloss Hartheim ist seit 2003 ein Lern- und Gedenkort. 1969 wurden die ersten
Gedenkräume errichtet. Die dortige Dokumentationsstelle ermöglicht Recherche
und Forschung zur NS-Euthanasie-Anstalt. www.schloss-hartheim.at 

Zum Programm „Tage der Seelischen Gesundheit“

Quellen:
1 https://orf.at/stories/3215688/
2 Carl-Friedrich Flemming Klinik
3 Beatrice Frasl, “Patriarchale Belastungsstörung, Geschlecht, Klasse und Psyche”, 2023, S. 332 und Kapitel 319-329

Grafik: Karen Obenauf | Freiraum e.V.